„Ich freue mich riesig“

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Gerrit Terdenge kann eine große internationale Erfahrung als Basketballprofi vorweisen. Der 33-jährige Power Forward der LTi GIESSEN 46ers bestritt 82 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft, nahm an zwei Europameisterschaften teil (1997, 1999) und war mit seinen früheren Klubs Bayer Leverkusen, Frankfurt Skyliners und Rhein Energie Köln in europäischen Klubwettbewerben vertreten. 

Dabei kam es auch zu vier Duellen mit dem FC Barcelona, auf den die LTI GIESSEN 46ers am morgigen Freitagabend beim Licher Premium Cup 2008 treffen werden (Beginn um 20:30 Uhr, Sporthalle Ost). 1998/1999 traf Terdenge mit Leverkusen im Korac-Cup auf den katalanischen Renommierverein, zwei Jahre später dann mit den Skyliners in der Euroleague.

Terdenge hatte dabei als einer der wenigen Spieler von europäischen Teams außerhalb Spaniens die Ehre, gegen Pau Gasol spielen zu dürfen. Der NBA-Star der Los Angeles Lakers bestritt lediglich sechs Spiele in der Euroleague, ehe er 2001 im Alter von 21 Jahren aus Barcelona in die NBA zu den Memphis Grizzlies wechselte. ltigiessen46ers.de unterhielt sich mit dem Power Forward der LTi 46ers über das damalige Spiel, das morgen anstehende Duell mit den Katalanen im Rahmen des Licher Premium Cups und den bisherigen Verlauf der Saisonvorbereitung.

Hallo Gerrit, am Freitag steht das mit Spannung erwartete Spiel gegen Barcelona an. Wie sehr freust du dich darauf, gegen solch eine Top-Truppe spielen zu können? Ist das Spiel ein Thema im Team, ist auch bei den Mitspielern eine etwas größere Vorfreude oder Anspannung als bei einem „normalen“ Testspiel zu spüren?

Gerrit Terdenge: Ich freue mich riesig! Das Spiel ist das absolute Highlight in der Vorbereitung. In der Mannschaft haben wir schon viel über das Spiel gesprochen und die Vorfreude ist definitiv größer als bei einem normalen Testspiel.

Überwiegt bei dir die Vorfreude oder ist da vielleicht auch ein bisschen Fracksausen dabei, weil man denkt, wenn die wirklich Ernst machen, könnte es richtig böse ausgehen?

Gerrit Terdenge: Es überwiegt die Vorfreude. Sich mit Weltklassespielern messen zu können ist eine tolle Herausforderung. Gegen solche Gegner werden die eigenen Schwächen in der Regel deutlich aufgedeckt. Vielleicht können wir für unsere Entwicklung als Mannschaft aus dem Spiel aber einiges mitnehmen, wo von wir in der BBL-Saison profitieren. Nichts desto trotz gehe ich aber, wie immer, in das Spiel, um zu gewinnen, an eine Niederlage denke ich nicht. Dass es schwer wird zu gewinnen, ist allen klar und wäre auch kein Beinbruch.

Du bist einer der wenigen Spieler von Teams außerhalb Spaniens in Europa, die von sich behaupten können, in der Euroelague gegen Pau Gasol gespielt zu haben. Gasol kam als damals 20-Jähriger im Palau Blaugrana von der Bank, machte 21 Punkte und holte 9 Rebounds in 30 Minuten, Barcelona gewann mit 86:60. Welche Erinnerungen hast du an das Spiel und an Gasol, vielleicht auch an Navarro, der bei der Partie im November 2000 auch schon dabei war?

Gerrit Terdenge: Das Spiel kam damals zu einem ungünstigen Zeitpunkt für uns. Unsere Aufbauspieler Pascal Roller und Kai Nürnberger waren beide verletzt. Zwar wurde mit Derrick Taylor Ersatz verpflichtet, aber da mit Walter Palmer noch einer unserer Center ausfiel, war die Aufgabe sehr schwer für uns. Ich erinnere mich noch daran, dass ich nach dem Spiel ziemlich sauer war, dass ein 20-Jähriger so groß aufgespielt hat und ich Probleme hatte ihn zu stoppen. An das Rückspiel (Anmerkung: hier fehlte Pau Gasol) habe ich bessere Erinnerungen. Das Ergebnis war nicht ganz so deutlich und ich war mit 14 Punkten Topscorer unserer Mannschaft. Trotz seines Alters hat Pau Gasol schon damals sehr physisch gespielt, war aber im Vergleich zu heute viel öfter an der Dreierlinie zu finden. Navarro hat uns auch vor unheimliche Probleme gestellt, seinen Floater konnte er damals schon (Anm.: der Floater ist eine Art des Lay-ups, wobei der Ball nicht erst am Brett, sondern bereits in größerer Entfernung zum Korb die Hand des Angreifers verlässt und in hohem Bogen in Richtung Korb abgeworfen wird, um einen Block des – in der Regel – größeren Gegenspielers zu verhindern). Gasol und Navarro haben in dem Alter schon gespielt wie Veteranen und haben der Euroleague auch schon zu dieser Zeit ihren Stempel aufdrücken können.

Zu den 46ers: Auch wenn man Testspielergebnisse bekanntlich nicht überbewerten soll, geben die drei Siege in Bad Neuenahr zwei Wochen vor Saisonstart Anlass zur Hoffnung, dass das Team ins Rollen zu kommen scheint, nachdem die Testspielresultate vorher ja wenig befriedigend ausgefallen waren. Haben dich die Siege gegen Artland und Bonn selbst ein wenig überrascht? Immerhin ging es ja gegen zwei Mannschaften, die in der letzten Saison sehr gut abgeschnitten haben. Was sind für dich die Hauptgründe für die positive Entwicklung des 46ers-Teams?

Gerrit Terdenge: Wir haben in den ersten Testspielen zwar keine guten Resultate erzielt, aber in vielen Bereichen waren schon sehr gute Ansätze zu sehen. Wir wussten, dass wir auf einem guten Weg sind. Das Turnier hat vielleicht gezeigt, dass wir schon etwas weiter sind, als wir dachten. Wir haben die ganze Zeit hart gearbeitet und mit Heiko Schaffartzik und Maurice Jeffers sind ja im Laufe der Vorbereitung noch zwei wichtige Spieler dazu gekommen, die am Anfang gefehlt haben. Vorbereitungsspiele darf man nie überbewerten, wir haben noch viel Arbeit vor uns. Dennoch sind Siege gegen solche Mannschaften gut für das Selbstbewusstsein und mit Hinblick auf unser schweres Auftaktprogramm in der BBL hilfreich.

Du hast in deiner Karriere schon mit vielen Coaches zusammengearbeitet. Wie ist dein Eindruck von Simon Cote nach den ersten Trainingswochen? Wie würdest du seine Arbeitsweise beschreiben? Und wie weit seid ihr als Team auf dem Weg, seine Philosophie umzusetzen?

Gerrit Terdenge: Meine ersten Eindrücke von Simon sind sehr positiv. Er ist ein äußerst ehrgeiziger, junger Trainer, der sehr hart arbeitet. Er kommuniziert viel mit uns und hat bei jeglichen Problemen ein offenes Ohr. Seine große Stärke ist das Vermitteln von Defense und wenn man sich unsere Vorbereitungsspiele bisher näher ansieht, merkt man, dass wir einiges schon umsetzen konnten. Des Weiteren möchte er, dass wir als Team spielen und er tut alles dafür, dass wir eine richtige Mannschaft werden und nicht eine Ansammlung von Einzelspielern. Wir haben offensiv sehr viele Optionen. Wenn wir es schaffen, unsere Systeme präzise zu laufen, so wie in Bad Neuenahr, werden wir schwer zu stoppen sein, weil die Gegner sich nicht auf einen Spieler konzentrieren können.

Abschließende Frage: Dein Tipp für das Spiel gegen Barca?

Gerrit Terdenge: Natürlich gewinnen wir. 😉

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