Wieder kein Heimsieg für die 46ers

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Es bleibt dabei: Die seit drei Jahren anhaltende Serie, dass beim BBL-Hessenderby zwischen den GIESSEN 46ers und den SKYLINERS aus Frankfurt immer jene Mannschaft das Feld als Sieger verlässt, die auswärts spielt, konnte von den 46ers auch am Samstagnachmittag in der Neuauflage des Duells der beiden besten hessischen Basketballteams nicht gebrochen werden. Vor 3240 Besuchern in der Sporthalle Gießen-Ost musste sich das Team von der Lahn dem Rivalen vom Main mit 77:80 (38:42) geschlagen geben. Den letzten Heimsieg gegen Frankfurt hatte das Gießener Team im Dezember 2002 gefeiert.

Den besseren Start im Derby erwischten die 46ers. In der Verteidigung erledigte Gerrit Terdenge und die gesamte 46ers-Defense einen tollen Job gegen den bis dato mit 23 Punkten pro Partie besten Scorer in der BBL, Frankfurts beweglichen Power Forward Derrick Allen. Auf der anderen Seite zeigten sich die 46ers aus allen Positionen äußerst treffsicher. Bis zum 19:9 (9.) hatten Terdenge, Rouven Roessler und Michael Umeh jeweils einmal aus dem Dreipunktbereich eingenetzt. Frankfurt erzielte beim 19:11 seine ersten Punkte aus der Nahdistanz.

In der verbleibenden Zeit bis zum Viertelende ließ auf 46ers-Seite die Intensität in der Verteidigung merklich nach, was die ohne die verletzten Pascal Roller, Koko Archibong, Stefano Garris und Jimmy McKinney angetretenen SKYLINERS nutzten, um auf 17:20 zu verkürzen. Ein Dreier von SKYLINERS-Guard Ubaka sorgte für den Ausgleich (22:22/11.). Dann waren wieder die 46ers am Zug: Rouven Roessler bediente erst Corey Rouse, der sich mit einem krachenden Dunk bedankte (24:22), anschließend netzte Roessler zweimal von jenseits der 6,25-m-Linie ein (30:23/13.). Nach zwei Terdenge-Punkten war es wenig später erneut Roessler, der an des Gegners Baseline aus gut und gerne fünfeinhalb Metern Entfernung zum Korb mit einem schwierigen Wurf im Zurückfallen zum 34:25 (15.) erfolgreich war.

Was folgte, war die schwächste Phase der 46ers im Spiel. Die Hausherren erzielten in den folgenden fünf Minuten nur einen Punkt, leisteten sich Ballverluste, waren in der Rückwärtsbewegung zu langsam, was Frankfurt zu einigen Fastbreakpunkten nutzte, und ließen darüber hinaus auch noch Dominik Bahiense de Mello zu viel Platz beim Dreier, den der 22 Jahre junge Skyliners-Guard mit zwei erfolgreichen Dreiern bestrafte. Derrick Allen beendet erneut per Schnellangriff einen 17:1-Lauf der Frankfurter (35:42). Wenige Sekunden vor der Halbzeitsirene schlug es dann endlich wieder im anderen Ring ein, Shawan Robinson sorgte mit einem Dreier für den 38:42-Pausenstand.

Wenig vielversprechend verlief der Start in die zweite Hälfte, die die 46ers ohne den verletzt ausgefallenen Michael Umeh in Angriff nehmen mussten, der in Halbzeit eins einen Schlag auf die Kniekehle erhalten hatte und auf Anraten der medizinischen Abteilung draußen blieb. Bahiense de Mello und Forward Ilian Evtimov nutzten den ihnen gelassenen Raum, um bis zur 26. Minute fünfmal aus dem Dreierbereich einzunetzen (48:61). Nach einem 6:0-Lauf der 46ers und dem foulbedingten Ausscheiden von SKYLINERS-Guard Jimmie Hunt (29.) keimte wieder Hoffnung auf. Mit einem 54:61-Rückstand starteten die 46ers ins letzte Viertel.

Dort ließ es Rouven Roessler per Alley-Oop-Dunking auf Anspiel von Patrick Sparks so richtig krachen (59:66/33.), Sparks legte kurz darauf im Schnellangriff zum 61:66 ab. Geringer wurde der Rückstand vorerst nicht. Frankfurt zog sogar wieder davon, weil sich Alex King zweimal am Gießener Brett durchsetzte und de Mello seinen fünften Dreier im 46ers-Korb versenken durfte (64:75/37.).

Nach einer Auszeit von Thorsten Leibenath mobilisierten die 46ers ihre letzten Kräfte. Zwar war King nochmals in der Gießener Zone erfolgreich, doch durch Dreier von Roessler (2x) und Marco Buljevic verkürzten die Gastgeber auf 73:77 (1:43 Minuten Rest). Nach einem weiteren erfolglosen SKYLINERS-Angrif musste Rouven Roessler an die Linie. Der Flügelspieler traf einen von zwei Versuchen und brachte sein Team auf 74:77 heran (68 Sekunden Rest). Auf der Gegenseite konnten die SKYLINERS wieder keinen Korb erzielen.

36 Sekunden vor Schluss waren die 46ers in Ballbesitz. Der bis dahin offensiv sehr starke Rouven Roessler (24 Punkte, über 50 Prozent Trefferquote aus dem Feld) wollte es nun richten – genau wie beim letzten Derbyerfolg in Frankfurt, als er zwei Sekunden vor dem Ende bei einem 59:60-Rückstand den entscheidenden Wurf zum Sieg getroffen hatte. Am heutigen Samstag aber scheiterte Roessler. Sein bedrängter Wurf aus der Mitteldistanz prallte gegen den Ring und von dort in die Hände eines Frankfurter Spielers.

Frankfurts Allen zeigte 14 Sekunden vor dem Ende an der Freiwurflinie Nervenstärke und brachte seine Farben wieder mit fünf Punkten in Front (74:79). Mit dem Mute der Verzweiflung stürmten die 46ers danach nach vorne und der von Rouven Roessler freigespielte Gerrit Terdenge versenkte bei einer Restspielzeit von sieben Sekunden tatsächlich noch einen Dreier zum 77:79. Nach einem schnellen Foul musste Ayinde Ubaka an die Linie. Den ersten Versuch verwandelte der 22-jährige US-Guard der Frankfurter sicher zum 77:80, den zweiten zitterte er jedoch vorbei. Rouven Roessler kam an den Ball, schaffte es daraufhin unter Bedrängnis eines Frankfurter Gegenspielers aber nicht, einen kontrollierten Pass zu seinen nach vorne gestarteten Mitspielern zu spielen. Roesslers Notpass wurde in Höhe der Mittellinie von Ilian Evtimov abgefangen, wenige Augenblicke später war das Spiel aus.

Punkteverteilung:

GIESSEN 46ers: Umeh (5), Terdenge (13), Buljevic (3), Lischka (n. e.), Robinson (3), Rouse (11), Sparks (11), Nelson (3), Roessler (24), Boxley (4), Hartenstein (0).
Deutsche Bank SKYLINERS: Bahiense de Mello (17), King (11), Ubaka (9), Zöllner (n. e.), Shtein (0), Allen (19), Evtimov (17), Hunt (7).

Stimmen zum Spiel:

Thorsten Leibenath (Cheftrainer GIESSEN 46ers): „Wir haben uns darauf vorbereitet, Derrick Allen in seinem Wirkungskreis einzuschränken. Das ist uns über 36 Minuten sehr gut gelungen. Es zeigt aber auch die Qualität, die das Frankfurter Team trotz der Verletzungsprobleme hat, wie sie damit umgehen konnten. Sie haben sehr gut von außen getroffen und haben uns dadurch das Genick gebrochen. Glückwunsch an Murat, es war eine beeindruckende Leistung. Wenn man sieht, wieviele Spieler bei Frankfurt heute fehlten, muss man zu dem Schluss kommen, dass mit den SKYLINERS in dieser Saison zu rechnen ist.

Wir haben im ersten Viertel gut gespielt, vom Sprungball weg die richtige Einstellung gezeigt. Ärgerlich war dann, dass wir in der letzten Minute sechs Punkte gefangen haben, was einen gewissen Bruch bei uns verursacht hat. Da ist das Momentum zugunsten der Frankfurter umgesprungen. Im zweiten Viertel haben wir es nicht geschafft, die Intensität hochzuhalten. Bis zur 16. Minute haben wir zumindest Allen aus dem Spiel halten können. Dann macht er bis zur Pause elf seiner 19 Punkte und das zeigt, dass wir einen vierminütigen Aussetzer hatten, vor allem in unserer Schnellangriffsverteidigung. Im dritten Viertel ist es uns dann nicht gelungen, mit der nötigen Aggressivität gegen die Frankfurter Dreipunktschützen vorzugehen. Die fünf erfolgreichen Dreier der SKYLINERS in diesem Viertel waren deutlich zu viel. Positiv bleibt festzuhalten, dass wir uns im letzten Viertel nochmal herangekämpft haben. Das war eine couragierte Leistung. Wir haben etwas zu spät begonnen, den nötigen Druck auf das Pick-and-roll-Spiel der Frankfurter auszuüben und dann hat uns vor allem Alex King mit seinen Punkten im letzten Viertel sehr weh getan. Er hat es sehr gut verstanden, in die Lücken zu gehen und unterm Korb hochprozentig zu scoren.

Richtig unzufrieden bin ich mit dem zweiten und dritten Viertel, wo wir das Spiel verloren haben. Über weite Strecken des ersten und letzten Viertels sah das sehr gut aus. Zwei ordentliche bzw. gute Viertel reichen aber nicht aus, um die SKYLINERS zu schlagen. Wir müssen daran arbeiten, über 40 Minuten mit der nötigen Konsequenz zu verteidigen. Wenn wir wie im zweiten Viertel 25 Punkte kassieren, ist das einfach zu viel.

Michael Umeh hat einen Schlag auf die Knieinnenseite bekommen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man noch nicht sagen, was er genau hat, aber es war so schmerzhaft, dass er nicht mehr eingesetzt werden konnte, was auch der Rat unserer medizinischen Abteilung war.“

Murat Didin (Cheftrainer Deutsche Bank SKYLINERS): „Kompliment an Gießen und Thorsten Leibenath. Die meiste Zeit des Spiels haben sie unter den Brettern dominiert. Sie waren sehr gut vorbereitet und haben uns in der Defense und in der Offense immer wieder vor schwierige Aufgaben gestellt. Wir machen derzeit eine wirklich schwierige Phase durch. Bei uns sind vier Leistungsträger verletzt. Wir haben jetzt innerhalb von sechs Tagen gegen Artland, Nancy und in Gießen, wo es immer schwer ist, drei schwere Spiele gehabt. Aber ich muss meinen gesunden Spielern ein Lob aussprechen. Sie haben immer an sich geglaubt und ein gesundes Selbstbewusstsein ausgestrahlt. Und das ist das Wichtigste, denn nur mit so einer Einstellung kann man ein solch schweres Programm erfolgreich absolvieren. Danke auch an unsere mitgereisten Fans, die uns super unterstützt haben.“

Rouven Roessler (Flügelspieler GIESSEN 46ers): „Wir haben zwei Viertel gut gespielt. Leider haben wir durchs Rotieren viele offene Dreipunktewürfe eingefangen und am Ende hat Frankfurt den Sieg geschickt nach Hause geschaukelt. Gefreut hat mich aber sehr, dass die Moral bei uns stimmt. Jeder von uns hat bis zum Ende gefightet. Und zum Glück gibt es ja auch noch ein Rückspiel.“

Gerrit Terdenge (Power Forward GIESSEN 46ers): „Die Konstanz hat bei uns heute gefehlt, wie schon so oft in dieser Saison. Am Anfang haben wir toll gespielt. Dann konnten wir dieses Level nicht halten und haben viel zu viele Fastbreaks abgegeben. Allein im zweiten Viertel haben wir 25 Punkte zugelassen und hier das Spiel verloren. Wir müssen einfach konstanter spielen, und so eine tolle Leistung wie im ersten Viertel über 40 Minuten halten.“

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