„Wir rufen unser Potenzial offensiv sehr gut ab“

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Zwei Siege und drei Niederlagen – mit dieser Bilanz sind die GIESSEN 46ers nach fünf Bundesligaspieltagen in der Tabelle auf dem zwölften Platz zu finden. Ebenfalls mit 4:6 Punkten werden derzeit die Eisbären aus Bremerhaven, am Sonntag (28. Oktober, 16:00 Uhr, Stadthalle Bremerhaven) nächster Gegner der 46ers, notiert. Das vom Litauer Sarunas Sakalauskas (BBL-Trainer des Jahres 2005/2006) trainierte Team von der Nordseeküste, das im letzten Jahr in der Play-Off-Viertelfinalserie gegen RheinEnergie Köln mit 2:3 Siegen knapp das Nachsehen hatte, gilt auch in dieser Saison als Anwärter auf einen Play-Off-Platz.

Die vielen Abgänge nach der letzten Spielzeit (unter anderem verließen Point Guard Brian Jones und Dreierspezialist Nick Jacobson das Team) wurden auch durch hierzulande mitunter sehr bekannte Spieler ersetzt. So haben beispielsweise der 28-jährige Guard Brian Brown (spielte schon für Bonn und Trier), Guard Tommy Adams und Center Nate Doornekamp (beide gehörten in der Vorsaison zu den Leistungsträgern der TBB Trier) das Eisbären-Trikot übergestreift. Auch der litauische Power Forward Vytas Danelius, der in der Saison 2005/2006 dem Kader der GIESSEN 46ers angehörte, ist wie in der Vorsaison im Bremerhavener Aufgebot zu finden.

Vor der Reise in den Norden Deutschlands unterhielt sich giessen46ers.de mit Thorsten Leibenath (32), dem Cheftrainer der GIESSEN 46ers, über den Saisonstart, das Team und Personalentscheidungen:

Hallo Thorsten, wie zufrieden bist du mit dem Saisonstart, auch angesichts der Ausfälle von Obie Trotter und Tory Walker?

Thorsten Leibenath: Mit zwei Siegen aus fünf Spielen liegen wir absolut im Soll. Immerhin mussten und müssen wir mit Obie und Tory zwei Spieler ersetzen, die als Leistungsträger eingeplant waren. Unsere junge Mannschaft hat in den Spielen teilweise sehr positive Ansätze gezeigt. Die deutlichen Niederlagen in Berlin und Ulm waren jedoch ärgerlich, da wir bei beiden Partien in der zweiten Halbzeit weit von unserem tatsächlichen Leistungsvermögen entfernt waren.

Thorsten Leibenath: Wie erklärst du dir die Leistungsschwankungen, die das Team bislang gezeigt hat?

Thorsten Leibenath: Wir definieren uns zum jetzigen Zeitpunkt noch zu sehr über unsere Angriffsleistung. Wenn wir offensiv ins Stocken geraten, wirkt sich das auch direkt auf unsere Verteidigungsleistung aus. Unabhängig davon, ob der Ball im Angriff reinfällt oder nicht, muss es unser Ziel sein, in jeder Defensivsequenz konzentriert zu agieren und das ist uns bislang gerade auswärts nicht ausreichend gelungen.

Auf der anderen Seite hat die Mannschaft gerade in den letzten beiden Heimspielen einen attraktiven, schnellen Basketball mit vielen spektakulären Offensivaktionen gezeigt. In der Liga sind die 46ers derzeit das Team mit den drittmeisten erzielten Punkten. Nach den Ergebnissen in der Vorbereitung war das nicht unbedingt zu erwarten. Wie sehr haben dich die guten Offensivvorstellungen deines Teams überrascht?

Thorsten Leibenath: Nicht so sehr. Bei der Zusammenstellung der Mannschaft haben wir darauf geachtet, dass jeder einzelne Spieler über ein vielfältiges Repertoire an Offensivoptionen verfügt. Bislang rufen wir unser Potenzial offensiv sehr gut ab und da wir viele verschiedene Angriffswaffen im Team haben, macht uns das schwer ausrechenbar. Mehr als der dritte Platz bei den erzielten Punkten, der auch dadurch zu Stande kommt, dass wir ein eher kleines und schnelles Team sind, erfreut mich die Tatsache, dass wir momentan bei der Team-Trefferquote aus dem Dreipunktbereich mit über 44 Prozent auf Platz eins zu finden sind. Wir nehmen nicht nur viele Dreipunktwürfe, sondern wir erarbeiten uns über ein gutes Teamspiel auch gute Wurfoptionen, die die Chancen erhöhen, dass die Würfe reinfallen.

Im Angriff ragen bislang Rouven Roessler (18,0 Punkte pro Spiel) und Michael Umeh (17,2 PpS, 56 Prozent Trefferquote bei den Dreiern) mit konstant guten Leistungen heraus. Was sagst du zu den Vorstellungen der beiden?

Thorsten Leibenath: Beide Spieler agieren bislang erfreulicherweise auf einem sehr hohen Niveau, was sowohl in ihrer Punktausbeute und den Trefferquoten, aber auch in ihren Reboundzahlen (Roessler: 4,8 pS, Umeh: 3,8 pS) zum Ausdruck kommt. Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass sich die anderen Mannschaften in ihrem Defensivverhalten noch stärker als bislang schon geschehen auf die beiden konzentrieren werden.

Michael Umeh zeigte neben Rouven Roessler bislang die stärksten Offensivleistungen im 46ers-Team. Nach der schweren Verletzung von Tory Walker wurde am Montag mit Brandon Crone ein Flügelspieler mit einem bis zum 31. Oktober laufenden Try-Out-Vertrag ausgestattet. Welche Eindrücke hast du von Brandon in den ersten Trainingseinheiten gewinnen können?

Thorsten Leibenath: Brandon hat bislang in drei Teamtrainingseinheiten mitgewirkt. Er trainiert mit einer sehr hohen Intensität, besonders in der Verteidigung. Offensiv zeigt er Variabilität. Durch seine hohe Aktivität auf dem Feld schafft er immer wieder Räume für sich selbst wie auch für seine Mitspieler.

In der heimischen Presse und in Fankreisen sind zuletzt Stimmen laut geworden, dass die 46ers anstatt eines Flügelspielers lieber noch einen großen Mann für die Centerposition verpflichten sollten. Kannst du diese Forderungen nachvollziehen?

Thorsten Leibenath: Der Wunsch nach einem Fünfer ist durchaus nachvollziehbar, zumal wir in einigen Spielen offensichtliche Schwächen beim Rebound an den Tag gelegt haben. Wir müssen jedoch auf mögliche Verletzungen flexibel reagieren können, da wir leider nicht unbegrenzt davon Gebrauch machen können, Spieler nachzuverpflichten. Mit Tory ist ein Spieler ausgefallen, der beide Forwardpositionen ausfüllen konnte. Sein Ersatz soll dazu in der Lage sein, uns bei der Reboundarbeit und in der Defensive zu unterstützen.
Würden wir einen Center verpflichten, würde die Luft für uns ziemlich dünn werden, wenn sich einer unserer Forwards verletzten sollte. Umgekehrt sind wir aber durchaus in der Lage, unsere Power Forwards Corey Rouse und Gerrit Terdenge auf der Centerposition agieren zu lassen, da beide in der Lage sind, gegen Fünfer zu verteidigen. Unser Ziel ist nach wie vor, unsere vermeintliche Schwäche der mangelnden Körpergröße durch schnelles und aggressives Spiel in unsere Stärke umzuwandeln.

Wann wird Obie Trotter nach seiner Handgelenksfraktur zurück im Training erwartet? Wie lange plant man nach dem derzeitigen Stand der Dinge den zuletzt immer besser in Fahrt gekommenen Trotter-Ersatz Patrick Sparks im Team zu halten?

Patrick Sparks bleibt auf jeden Fall noch bis zum Jahresende bei den 46ers.Thorsten Leibenath: Aller Voraussicht nach wird Obie am 12. November der Gips abgenommen. Anschließend beginnt dann das aktive Aufbautraining. Idealerweise kann Obie Anfang Dezember wieder für uns spielen. Wir sind sehr zufrieden mit den Leistungen, die Patrick Sparks zuletzt gezeigt hat. Momentan planen wir mit Patrick bis zum Ende dieses Jahres. Ob wir ihn auch darüber hinaus hier in Gießen behalten können, werden wir dann nicht nur aus rein sportlichen Gesichtspunkten entscheiden. Das hängt auch von den finanziellen Rahmenbedingungen ab. Sowohl mit dem Verbleiben von Sparks bis zum Jahresende als auch mit der Verpflichtung des Ersatzsspielers für Tory Walker befinden wir uns innerhalb des von uns vor der Saison aufgestellten Budgets, da wir vor der Spielzeit bewusst finanziellen Spielraum für Nachverpflichtungen gelassen haben.

Abschließend noch ein Wort zum nächsten Gegner Bremerhaven. Wie stark schätzst du die Eisbären-Mannschaft in diesem Jahr ein?

Thorsten Leibenath: Bremerhaven besitzt eine starke Mannschaft, die wieder ein gewichtiges Wörtchen bei der Vergabe der Play-Off-Plätze mitreden dürfte. Das Team der Eisbären ist sehr tief besetzt. Mit Brian Brown, Tommy Adams und Zygimantas Jonusas haben sie drei Spieler in ihren Reihen, die ein Spiel im Alleingang entscheiden können. Auch in diesem Spiel wird es für uns wieder darauf ankommen, dass wir gut rebounden.

Bilder: Mediashots Werbefotografie.

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