(Foto: Richard Stephan - der Stadtfotograf)

Cheftrainer gibt Gedankenspiele preis – „Frenki“ Ignjatovic im Austausch

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Der neue Cheftrainer der JobStairs GIESSEN 46ers Branislav „Frenki“ Ignjatovic hat sich den ersten Fragen gestellt. Dabei spricht der sympathische Wahl-Hesse von seinem Ziel eine Teamchemie aufzubauen und welche Werte dabei an den Tag gelegt werden sollen. Identifikation ist in dieser Hinsicht ein Schlüssel und soll in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA zu einer eingeschweißten Symbiose zwischen Team und Fans führen. Dabei baut Frenki auf seinen enormen Erfahrungsschatz und seine eigene treue Fan-Seele.   


Frenki, du hast deine ersten Tage im Einsatz für die JobStairs GIESSEN 46ers hinter dich gebracht. Was sind deine bisherigen Eindrücke vom Club?

Man merkt und spürt einen großen Club mit sehr viel Verantwortung. Die Infrastruktur, insbesondere im Office, ist ein anderes Level gegenüber zu meinen vorherigen Vereinen wo ich bisher gearbeitet habe. Leider nicht die Halle (lacht). Für die Zukunft, wenn der Weg wieder in die easyCredit BBL führen sollte, muss sich in dieser Hinsicht bestimmt etwas ändern.

Mein erstes Treffen mit den Fans war vor zwei, drei Wochen an einem Montag bei schlechtem Wetter, nach einer schlechten Saison. Dass dann so viele Leute gekommen sind, um mich unter anderem kennenzulernen, war schon beeindruckend und das ist genau was ich von Gießen erwartet habe. Deshalb ist zurzeit der Gesamteindruck sehr positiv.

Vier Spieler stehen bereits für den neuen Kader zur Verfügung. Wie schätzt du die Neuzugänge ein und was erwartest du von ihnen?

Fangen wir erst einmal mit einem Spieler an, der bereits im 46ers-Dress aufgelaufen ist. Mit Maxi Begue hatte ich ein langes Gespräch in Darmstadt, weil er von dort stammt. Er hat bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Ich habe ihn leider auf dem Spielfeld nicht allzu viel gesehen, aber ich glaube, dass er alles hat, was man braucht, um als Spieler den nächsten Schritt zu machen.

Die anderen drei haben wir nach folgenden Kriterien ausgesucht: Sie müssen hungrig sein, sie müssen dafür bereit sein, viel zu investieren und so zu spielen, wie ich mir Basketball vorstelle, d.h. mit sehr viel Herz, Engagement – darauf haben wir unser Hauptkriterium gelegt. Es sind auf jeden Fall gute Jungs. Ich kenne sie sehr gut und ich bin davon überzeugt, dass sie sich alle auf ihre Art und Weise basketballerisch weiterentwickeln werden und vielleicht auch noch darüber hinaus.

Da der Kader noch weiterwachsen muss, wie sieht die weitere Vorgehensweise aus und wie geht es voran?

Das ist jetzt kein großes Geheimnis, dass wir nach deutschen Spielern weiter Ausschau halten. Dabei suchen wir noch einen großen deutschen Spieler, der im Optimalfall als Starter fungiert. Unsere Kriterien werden wir beim Scouting nicht ändern und wir versuchen noch einen weiteren Deutschen zu verpflichten, um mit sechs deutschen Akteuren in die Saison zu gehen. Vier Ausländer sollen dabei den Kader komplettieren, um somit auch eine gute Startformation zu finden. Dies ist aber gerade nicht so einfach, weil in dem einen Jahr, in dem ich nicht in der ProA war, sich doch einiges verändert hat. Es werden noch zwei weitere Vereine dazustoßen und dementsprechend werden viel mehr deutsche Spieler gebraucht und man sieht auf dem Markt, das gerade ein richtiger Wettbewerb um deutsche Spieler herrscht.

Du bist ja bekanntlich ein Fachmann für die BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA. Was ist denn der wesentliche Unterschied zwischen der easyCredit BBL und der ProA? Gibt es überhaupt einen?

Mit dem Begriff Fachmann für die zweite Liga wurde ich schon oft konfrontiert (lacht). Jetzt habe ich auch eine Spielzeit erste Liga trainiert und bin deshalb froh darüber, dass mich die Leute nicht nur aus der zweiten Liga kennen – aber Spaß beiseite. Es gibt keinen Trainer, der so lange in der zweiten Liga tätig ist wie ich. Darauf bin ich sehr stolz. Es hat sich sehr viel verändert gegenüber der zweiten Liga Süd bis hin zur heutigen professionellen ProA-Liga.

Ein wesentlicher Unterschied ist nicht zu erkennen, außer, dass die BBL-Clubs über andere Finanzmittel verfügen und dies sich im Spielermaterial bemerkbar macht. Auch die Ausländerregelung ist eine andere, denn in der BBL kann man mit sechs Ausländern agieren und dabei gleich fünf gleichzeitig auf dem Spielfeld haben. Dadurch ist das Spiel qualitativ hochwertiger, aber die Bedeutung der deutschen Spieler ist in der ProA sehr viel wichtiger. Das ist meiner Meinung nach der Hauptunterschied.

Was wird für dich das Hauptaugenmerk in der Vorbereitung sein? Und was braucht man insbesondere, um in der Liga zu bestehen und gut zu performen?

Man muss versuchen eine gute Teamchemie zu bilden. Dabei muss man bei der Spielerrekrutierung nicht nur auf Glück bauen, sondern sich viele nützliche Informationen einholen. Eine Sache hat sich immer wieder gezeigt: Man kann im sportlichen Bereich Fehler machen und die werden wir mit Sicherheit auch machen, die macht jeder. Aber die Fehler, die im menschlichen Bereich passieren, sind dann schwer zu korrigieren. Wir werden versuchen, und das ist mir zumeist bisher gelungen, eine Einheit zu formen. Die Jungs, die gerne miteinander zusammenarbeiten und mit mir zusammenarbeiten, sollen sich auch mit der Stadt identifizieren. Ich glaube aber nicht, dass ein Trainer, der vor mir für Gießen gearbeitet hat, einen anderen Wunsch gehabt hat. Ich versuche es aber wirklich authentisch nach außen zu bringen. Die Stationen, wo ich zuvor tätig war, haben mir das bestätigt und ich bin davon überzeugt nur zufriedene Mitarbeiter leisten auch gute Arbeit.

Du hast mit deinen damaligen Mannschaften schon öfter in der Sporthalle Gießen-Ost gastiert. Wie war es für dich bisher als Gast und auf was freust du dich am meisten? 

Seit ich Trainer in Deutschland bin, sei es im Jugendbereich in Darmstadt in den 90er Jahren, war ich sehr oft Gast in Gießen. Ich habe in verschiedenen Gießener Hallen die Atmosphäre genossen. Das kenne ich auch von zuhause. Ich habe das schon bei manchen Standorten vermisst, diese Nähe zum Club und diese Hitzköpfe, wenn es mal schlecht läuft, die auch Unmut zeigen, wenn es nicht läuft. Das sind Dinge, mit denen ich groß geworden bin. Ich weiß, keiner möchte das gerne in seinem Job haben, aber in Gießen gehört das dazu und das ist auch etwas Unverwechselbares, was diese Leidenschaft ausmacht.

Das Vereinsleben in Gießen ist auch ein anderes als in anderen Städten, dafür ist die Osthalle bekannt und darüber habe ich mich immer als Gegner gefreut und ich hoffe, dass ich mich auch als Gießener Trainer darüber freuen kann. Diese Identifikation mit dem Club ist etwas, was ich auch zuhause pflege. Mein Sohn, ich oder mein Vater, der leider nicht mehr lebt – wir sind alle wirklich große, große Fans von Roter Stern Belgrad (lacht). Das ist einfach für mich eine Selbstverständlichkeit! Darauf freue ich mich am meisten.

Eine abschließende Frage zur Stadt Gießen: Konntest du für dich schon ein wenig die Stadt erkunden?

Ich musste Gießen nicht großartig erkunden, da ich es gut kenne. Ich habe viele Freunde hier, die ich auch privat über die Jahre häufig besucht habe. Auch mit meiner damaligen Selbstständigkeit habe ich eine Menge Kunden in Gießen betreut. Von daher brauchte ich jetzt keinen Stadtplan, aber ich freue mich darauf, neue Leute kennen zu lernen und Freundschaften zu schließen. Neulich hat jemand zu mir gesagt, dass nicht die Siege, die Titel, sondern einfach nur die Tatsache zählt, dass ich in jedem Verein wo ich gearbeitet habe immer wieder willkommen bin und das ist da größte Kompliment für mich. Das war für mich eine der größten Auszeichnungen, die ich bisher erhalten durfte!

Vielen Dank, Frenki!

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